Naturstein- Expertenseminar in Titting, Bayern am 15.10.20 bei Franken-Schotter

23.11.2020

Jura Kalkstein – ob beige, ob grau… ob Fassade, ob Innen – oder Außenbereich…

20 Teilnehmer des Natursteinseminars in Titting informierten sich am 15.10.20 vor Ort über den Naturstein, seine Einsatzgebiete und die optimale Verlegung.

Fachleute aus den verschiedensten Bereichen gaben ihr bestes Wissen preis. So referierte Fr. Dr. Ritter-Höll, Diplom-Geologin, RITTER Natursteinberatung und -begutachtung GmbH, aus geologischer Sicht über die Entstehung und die Eigenschaften des Jurakalks und endete mit einer beherzten Botschaft an die Teilnehmer, den Bauherren doch bitte ausführlich zu beraten.

Sebastian Kammerer, Dipl.-Ing. (FH), Bereichsleiter Anwendungstechnik der Sopro Bauchemie GmbH, erklärte in seiner technischen Präsentation, warum gerade auch bei hellen Natursteinen ein schnell erhärtender Kleber mit hoher kristalliner Wasserbindung wichtig ist.

Benjamin Kraus, Vorführmeister der Sopro Bauchemie GmbH für das Gebiet Bayern, zeigte in seiner Live-Vorführung, was bei der Verlegung von Jurakalk beachtet werden muss und wie einfach vorbereitende Arbeiten wie Abdichtung oder Einbau einer Drainagematte sein können. Dabei zeigte er auch anhand von Modellen, wie sich eine fehlerhafte Verlegung am Stein auswirkt.

Jonah Wurzer-Kinsler, Vertrieb Franken-Schotter, machte anschließend mit einem Imagefilm der Franken-Schotter GmbH & Co. KG neugierig auf die Ausstellung sowie auf die Führungen durch das Produktionswerk und den Steinbruch des führenden Natursteinunternehmens in Deutschland. Heinz Zierer, Prokurist und Werkleiter der Firma Franken-Schotter für die Region Eichstätt organisierte die Touren in kleinen Gruppen mit einem 6-köpfigen Team, coronakonform, mit größter Gastfreundschaft und stand zu allen Fragen geduldig Rede und Antwort.

Wo früher mal ein Meer war, wird heute im Raum Eichstätt/Pappenheim/Dietfurt/Treuchtlingen, der weltweit bekannte Jura Kalkstein abgebaut. Die Steinbrüche weisen zum Teil mehr als 30 horizontal verlaufende und verwertbare Schichten auf. 1 cm Schicht braucht 5.000 Jahre, um zu entstehen, erfuhr die Gruppe von Frau Dr. Ritter-Höll.

Herr Zierer erklärte, dass das Zählen der Schichten im Steinbruch von unten nach oben erfolgt. Die unterste Schicht wird mit Lage 1 bezeichnet. Die unteren Schichten seien älter und dichter, da sie durch die Überdeckung der darüber liegenden Massen im Laufe der Jahre eine höhere Verdichtung erfahren haben. Eine gute Orientierungshilfe zur Erkennung der Lagen in einem Jura-Kalksteinbruch bietet die Schicht 19. Da dies die dünnste Schicht im Steinbruch ist kann man sie auch aus der Ferne gut erkennen und dann die weiteren Schichten nach oben oder nach unten sehr leicht festlegen.

Neben den Kalksteinbrüchen betreibt Franken-Schotter in der Region Eichstätt auch einen Dolomit-Steinbruch in dem der architektonisch sehr begehrte Wachenzeller Dolomit in bester Qualität gewonnen wird. Franken-Schotter produziert mit mehr als 550 Mitarbeitern Fertigprodukte wie Fassaden, Treppen, Böden, Massivarbeiten, Steinkörbe, Rohplatten, Rohblöcke, Schotter- und Splitte sowie ein breites Produktsortiment für den Garten- und Landschaftsbau.

Herr Zierer machte darauf aufmerksam, dass bei Franken-Schotter sehr großer Wert auf Nachhaltigkeit gelegt wird und dass die Konzepte zur Renaturierung eines Steinbruches bereits mit dem Genehmigungsantrag vorgelegt werden müssen, noch lange bevor mit dem Abbau der Steine begonnen wird. Die Steinbrüche, so teilte Zierer mit, werden nach deren Ausbeutung mit dem beim Abbau anfallenden Abraummaterial, mit unbrauchbarem und nicht verwertbarem Gesteinsmaterial sowie teilweise auch mit unbedenklichem Bodenaushub aus der Region verfüllt und rekultiviert.

Die Geologin, Fr. Dr. Ritter-Höll, ging in ihrem Vortrag auch auf die Schichten des Jura Kalksteins ein und wies ganz besonders auf die Struktur des Steins hin. Es handele sich um einen lebhaften Stein voller Fossilien wie Ammoniten (schneckenförmiger Kopffüssler), und Belemniten (Form eines Kalamares). Jede Platte sei ein Unikat. Helle und auch die schwarzen Fossilien in gelblichen Jurakalk seien keine Mängel, sondern gehörten genau wie Stytolithen - kleine gefüllte Äderchen, die durch Calcit kristallisiert wurden - zum normalen Erscheinungsbild.

Aus Erfahrung als Sachverständige empfiehlt sie, dies den Architekten und Bauherren in der Beratung klar zu kommunizieren, damit sie den Stein verstünden und spätere Beanstandungen ausblieben.

Sebastian Kammerer schloss in seinem Vortrag über die „Verlegung von Natursteinen“ an den Appell der Beratung an und empfahl das Anlegen einer Musterfläche mit dem Naturstein. Die Erkenntnisse aus der Prüfung könnten beratend an den Bauherrn weitergegeben werden. Die Sopro biete hier einen kostenlosen Service der Verschüsselungsprüfung für Verleger und Architekten.

Entscheidend für das Ergebnis sei neben der Eigenschaft des Steins auch wie dick oder dünn das Material sei und wie lang die Kanten seien. Je dünner und länger die Kanten, desto leichter kann es zu einer Verschüsselung kommen.

Je nach Ergebnis können anschließende unterschiedliche Verlegesysteme zum Einsatz kommen. Bei hoch sensiblen Steinen kann es erforderlich sein, mit einem Reaktionsharz, MGR 637 oder einer zementären Reaktivabdichtung, z. B. Sopro TurboDichtSchlämme TDS 823 abzusperren. Ein weiterer Hinweis in Bezug auf helle Natursteine soll an dieser Stelle genannt werden: Nur auf weiße Verlegemörtel zu setzen, welche keine „hohe kristalline Wasserbindung“ aufweisen, kann zu Verfärbungen am Naturwerkstein führen, insbesondere bei dünnen Platten.

In der praktischen Vorführung veranschaulichte Benjamin Kraus anhand von Modellen wie unterschiedlich der Stein auf die verschiedenen Verlegeprodukte reagiert und wie unterschiedlich die Ergebnisse je nach Produktauswahl ausfallen können.

Weiterhin zeigte Kraus noch den korrekten Einsatz der Drainagematte, die durch ein Druckknopfprinzip beliebig groß auf die Fläche der Verlegung im Außenbereich angepasst werden kann, zum Beispiel bei Terrassen. Abschließend rührte er das Fugenmaterial, Sopro FL plus, an und führte noch den Einbau von Bewegungsfugen mit dem neutralvernetzenden Sopro MarmorSilicon vor.