Von A wie altersgerechte Badplanung bis Z wie zehn Jahre Großformatverlegung

12.03.2019

Experten diskutierten im Rahmen der Sopro ProfiAkademie ein breites Themenspektrum zum Thema Nassräume

„Nassräume in Gebäuden fachgerecht planen und bauen“ - unter diesem Thema stand das 29. Wiesbadener Planer- und Sachver-ständigenseminar. Die eintägige Veranstaltung, die Ende Januar im Rahmen der Sopro ProfiAkademie stattfand, bot in ihrer gekonnten Kombination von Theorie und Praxis ein breites Themenspektrum: Von der altersgerechten Badgestaltung und den bauphysikalischen Besonderheiten in Feucht- und Nassräumen über das neue Merkblatt zu Großküchenböden bis hin zum DIN-gerechten Abdichten in Nassräumen und den Praxis-Erfahrungen aus zehn Jahren Großformatverlegung.

Seit ihrer Einführung vor rund eineinhalb Jahren hat die neue Innenraumabdichtungsnorm DIN 18534 für reichlich Bewegung im Markt gesorgt. Und dafür, dass das Thema Wasser und Abdichtung noch stärker in den Fokus gerückt ist. Denn, ob häusliches Badezimmer oder öffentliches Schwimmbad „alles soll ja immer dicht sein“ – so Dipl.-Ing. (FH) Mario Sommer, Leiter der Sopro Planer- und Objektberatung, bei der Begrüßung der rund 100 Seminarteilnehmer. Das Sopro Planer- und Sachverständigenseminar „Nassräume in Gebäuden fachgerecht planen und bauen“ hatte es sich daher einmal mehr zur Aufgabe gemacht, zentrale Aspekte rund um den Themenkreis Nassräume in einer Reihe von Fachvorträgen zu beleuchten und gemeinsam mit namhaften Experten zu diskutieren.

Immer wichtiger: Das perfekt geplante Generationenbad

Bevor es aber so richtig (abdichtungs-)technisch wurde, warf die erste Expertin des Tages, Dipl.-Ing. (FH) Brigit Hansen zunächst einen Blick auf die neuesten Trends im Bad. Unter dem Titel „Das Bad für alle – Generationen und altersgerechte Badplanung“ beschäftigte sich die Inhaberin der Hansen Innenarchitektur in Köln gleich mit mehreren aktuellen Trends. Dazu zählen unter anderem der Wunsch nach freistehenden Wannen sowie offenen Übergängen. Dazu kommt eine immer „sinnlichere“ Inszenierung des Wassers, die in das moderne Bad ebenso Einzug gehalten hat wie eine zunehmende Technik und Digitalisierung. Und immer mehr wird speziell das altersgerechte Bad zur ganz persönlichen Gesundheitszentrale. Vor diesem Hintergrund und angesichts der Tatsache, dass sich zwar 88 % der Deutschen ein altersgerecht ausgebautes Bad wünschen, aber nur knapp 7% der bestehenden Bäder diese Forderung erfüllen, „kommt hier in nächster Zeit viel auf uns zu“ – so die Referentin. Wie solche perfekt geplanten Generationenbäder aussehen können, dies verdeutlichte sie anschaulich anhand einer Vielzahl gekonnter Beispiele. Sie alle zeigten, dass es durchaus möglich ist, die geforderte Funktionalität mit den gestiegenen Ansprüchen an Gestaltung und Design zu vereinen.

An der Bauphysik kommt niemand vorbei

Dass man sich bei den zunehmend auf Wohnlichkeit und altersgerechte Funktionalität ausgerichteten Bäder aber keinesfalls den „Bauphysikalischen Besonderheiten in Feucht- und Nassräumen“ verschließen darf – dies machte Dipl.-Ing. Gerhard Klingelhöfer vom gleichnamigen Ingenieur- und Sachverständigenbüro für Bautechnik aus Pohlheim deutlich. Dabei griff er viele der im ersten Vortrag genannten Trends auf, zeigte aber gleichzeitig auch die damit verbundenen abdichtungstechnischen Probleme. Bei der Vermeidung feuchtebedingter Schäden gilt stets, dass das WIE (der Ausführung) stets dem WARUM folgen muss, und dass jede Abdichtung nur so gut ist, wie ihre Planung. Nach der Klärung zentraler Fachbegriffe wie etwa Diffusion oder Konvektion sowie dem Blick auf wichtige bauphysikalische Kenngrößen beschäftigte sich der Referent u.a. auch mit den Vor- und Nachteilen bahnen- und plattenförmiger Verbundabdichtungen. Abschließend untermauerte Gerhard Klingelhöfer seine Ausführungen mit einer Vielzahl anschaulicher, von ihm dokumentierter Praxisbeispiele.

Dicht ist Pflicht

Weg vom Bad und hin zu einem abdichtungstechnisch gleichermaßen hochbrisanten Bereich ging es bei den Ausführungen von Dipl.-Ing. Bernd Helfer, Inhaber des Ingenieurbüros helfer.plan in Neusäß. Dabei gab er zu den im Fokus seiner Ausführungen stehenden „Fußböden in Großküchen“ zunächst einige allgemeine Empfehlungen, bevor er sich dann ausführlich den besonders kritischen Punkten zuwandte. Detailliert zeigte er dabei, dass es insbesondere am Küchenfußboden sowohl in der Planungs-, als auch in der Ausführungsphase viele Schnittstellen und Beteiligte gibt und dass daher genau dieser Boden eines der kritischsten Bauteile einer Küche ist, bei dem ein kleiner Fehler annähernd maximalen Schaden auslösen kann. Um dies zu verhindern verwies er auf den von der Arbeitsgruppe Fußboden im Verband der Fachplaner (VdF) neu erarbeiteten Leitfaden „Fußboden in der Großküche“, der den aktuellen Stand der Technik zusammenfasst und neben Details und Beschreibungen, vor allem auch Tipps und Handlungsempfehlungen zu den wichtigsten Schnittstellen sowie für unterschiedlichste Bodenaufbauten bereithält.

Mit den Ausführungen von Dipl.-Ing (FH) Björn Rosenau, dem Bereichsleiter Objektberatung bei der Sopro Bauchemie, zum Thema „Abdichtungen in Nassräumen“ rückten dann die bereits eingangs erwähnte neue Abdichtungsnorm und deren zentrale Forderungen erneut in den Mittelpunkt. Er betrachtete das neue Regelwerk dabei speziell unter den drei Aspekten „Planung, Prüfmethoden und Qualitätssicherung“. Detailliert sprach er die wichtigen Aspekte an - von der Auswahl der Abdichtungsart und den unterschiedlichen Formen der künftig DIN-geregelten Abdichtungen im Verbund, über die neuen Wassereinwirkungsklassen bis hin zu den Anforderungen an den Abdichtungsuntergrund. Ein besonderes Augenmerk legte Björn Rosenau vor allem auch auf so wichtige Detaillösungen wie Gefälleausbildung, Abdichtung im Bereich von Sockeln und Türen oder Rohr-durchdringungen und Bodenabläufen. Ein weiterer Schwerpunkt waren die richtige Konstruktion und Abdichtung von thermisch belasteten und nicht belasteten Rinnen und Bodenabläufen. Bei seinem Blick auf moderne Prüfmethoden konnte Björn Rosenau zugleich eine echte Innovation vorstellen: Sopro eScann, ein elektrisches Fehlstellenmesssystem, welches zur Kontrolle von zementären Verbundabdichtungen entwickelt wurde und im Nassraumbau für noch mehr Sicherheit sorgt.

Großformate: gekommen, um zu bleiben

Volker Schwenk, Geschäftsführer von Fliesen Schwenk in Eppstein, beließ es bei seinem praxisorientierten Werksbericht „10 Jahre Großformatverlegung“ nicht allein bei einem Blick in die Vergangenheit. Vielmehr ging es ihm um auch um das Jetzt und das Morgen. Für ihn gewinnt das Thema Großformatfliesen mehr und mehr an Bedeutung und ist in seinen Augen eine enorme Chance für den qualifizierten Fliesenleger, um sich einen wachsenden Markt zu sichern. Dabei geht es weniger um das absolute Format als um die besonderen Eigenschaften dieser Generation Fliese. Das spezielle Herstellungsverfahren erlaubt eine Genauigkeit und Flexibilität, die es so vorher noch nicht gab. Und dies bei Dicken ab 3 mm – so der Referent. Allerdings ist Großformatverlegung stets Teamarbeit und erfordert zudem einen erweiterten Werkzeugpool, der die Arbeit erleichtert beziehungsweise erst möglich macht. Eine Vorkonfektionierung in der Werkstatt sowie teilweise vorverklebte Konstruktionen minimieren die Transportrisiken und die Baustellenzeit. Zudem lassen sich unter Werkstattbedingungen perfekte Gehrungen und schwierigste Ausschnitte herstellen. Viele Anregungen zum Umgang mit dem extrem großen und extrem dünnen Material hat er dabei aus der glasverarbeitenden Industrie erhalten. Alles in allem ist sich Volker Schwenk sicher, „dass wir uns auch zukünftig auf schöne und lukrative Arbeiten freuen dürfen, wenn wir die Qualität und das Niveau der Arbeiten hochhalten und uns mit den modernen Materialien und Techniken auseinandersetzen“. Anhand eindrucksvoller Beispiele zeigte er, was heute bereits alles mit XXL-Formaten möglich ist: Von Großobjekten bis hin zu bodengleichen Duschen und Küchenarbeitsplatten. „Nutzt das Material und geht damit um“ – so sein abschließender Appell an die Zuhörer.

Anschaulicher und informativer Praxisblock

Perfekt abgerundet wurde das eintägige Seminar mit einem umfangreichen Praxisblock, bei dem nochmals ein großer Teil der zuvor angesprochenen Themen aufgriffen wurde – wie beispielsweise das von Björn Rosenau bereits vorgestellte und nunmehr auch praktisch demonstrierte, neue elektrische Fehlstellenmesssystem Sopro eScann. Anschließend präsentierten Dipl.-Ing. Michael Brinkschmidt und Christian Schmalzel, beide von der TECE GmbH aus Emsdetten, einem global tätigen Hersteller von Sanitärprodukten und Installationssystemen, anhand einer Praxisvorführung „Schnittstellen im Funktionsbereich Dusche nach den aktuellen Regelwerken“. Und last but not least zeigten die Sopro Verlegexperten - moderiert von Mario Sommer - die einzelnen Arbeitsschritte beim Eindichten von Duschtassen und Badewannen nach DIN 18534 mit den Sopro-Systemlösungen. Die Seminarteilnehmer konnten sich dabei von den Vorteilen des neuen Sopro WannenDicht-Systems überzeugen.