• Sopro Web-Seminar

    Abdichtungssysteme für den Hochwasserfall

    13.12.2021 / 18.00 – 19.00 Uhr

Wasser sucht sich seine Wege und gelangt bei Hochwasser vorrangig über Türen, Fenster und (Kanal-)Anschlüsse, aber auch über undichtes Mauerwerk in ein Haus. Ist das Wasser erst einmal eingedrungen, sind die Schäden gravierend. Eingedrungenes Wasser enthält meist Schadstoffe wie ausgetretenes Heizöl, Chemikalien, Fäkalien und erfordert selbst bei geringen Wasserständen aufwendige Sanierungen. Nicht nur die Bausubstanz, Mauerwerk, Böden, Fenster, Türen oder Wandinstallationen nehmen hierbei Schaden, auch Wasser- und Stromleitungen sowie die gesamte Haustechnik sind betroffen. Die Auswirkungen von Hochwasser stellen Betroffene neben finanziellen auch vor bautechnische Herausforderungen, ihre Gebäude ausreichend zu sanieren und wieder bewohnbar zu machen.

Sopro bietet zahlreiche Systemlösungen zur Abdichtung von Wand- und Bodenflächen im Außen- und Innenbereich. Gleichzeitig müssen als Präventivmaßnahmen unter anderem mobile Hochwasserschutzsysteme, wasserdichte Fenster und Türen sowie Rückstauklappen für eine Abdichtung der gesamten Gebäudehülle zwingend mitberücksichtigt werden. Diese müssen also gesondert mit einer Fachfirma geplant werden.

Wie kann folglich mit Sopro Systemen verhindert werden, dass Wasser in das Gebäude gelangt und wie werden die inneren Bausubstanzen vor Hochwasser geschützt, um im Schadensfall keine aufwendige Sanierung vornehmen zu müssen? Um zunächst den Eintritt des Wassers in die Gebäudehülle zu verhindern, bedarf es einer umfangreichen Außenabdichtung. Höchsten Schutz gegen bereits eingetretenes Hochwasser bietet eine Verbundabdichtung von Wand- und Bodenflächen mit anschließender Verfliesung. Weiterhin kommt es zusätzlich auf die geeignete Bodenkonstruktion und eine grundlegende Baustoffwahl an, welche insbesondere in Hochwasser gefährdeten Gebieten zum Einsatz kommen sollten.

 

(Nachträgliche) Außenabdichtung

 

Eine Außenabdichtung kann für alle Arten der Wassereinwirkung gemäß DIN 18533 Anwendung finden und erfordert die Freilegung und Reinigung außenstehender Bauteile unter Bewertung der Oberflächenbeschaffenheit. Entsprechend schützt eine Außenabdichtung auch bei Hochwasser mit einer Druckeinwirkung ≤ 3m (Wassereinwirkungsklasse W2.1-E mäßig drückendes Wasser bis zu einer Eintauchtiefe von 3 m).

Hochwassereinwirkung bis 3m
Hochwassereinwirkung bis 3m - Die Abdichtungsebene liegt im Bereich des Hochwassers oberirdischer Gewässer.

Innenseitige Bauwerksabdichtung

Grundsätzlich ist die Außenwandabdichtung immer einer Negativabdichtung vorzuziehen. Kann man aber, z. B. infolge von Bebauungssituationen oder gefährdeter Standsicherheit, die Wände von außen nicht frei legen, so stellen auch Innenabdichtungen eine Option dar, ggf. auch als Ergänzung. Diese sogenannte Negativabdichtung erfährt dabei eine rückseitige Feuchteeinwirkung und verhindert, dass die vorhandene Feuchte im Mauerwerk weiter in das Rauminnere gelangt. Putze oder Farbanstriche werden somit geschützt. Zur Abdichtung sind flexible, mineralische Dichtschlämmen oder Mörtelsysteme in entsprechender Schichtdicke einzusetzen. Sopro empfiehlt zur Innenabdichtung die Sopro TurboDichtSchlämme 2-K TDS 823, eine zweikomponentige, schnell abbinde, hochflexible und somit rissüberbrückende Dichtschlämme.

Für optimalen Schutz bei Hochwasser „innen“ können die bewährten Verbundabdichtungssysteme (z. B. Sopro TurboDichtSchlämme 2-K TDS 823) an Wand und Boden als Schutz vor einer Durchfeuchtung der Bausubstanz eingesetzt werden. Der Innenraum wird somit wie ein Behälter bzw. Becken (in Anlehnung an DIN 18535) angelegt und kann bei sachkundiger Konstruktion den hydraulischen und mechanischen Belastungen auf die Abdichtung und die Keramik standhalten. Nach der Verbundabdichtung von Wand und Boden kann eine vollständige Verfliesung oder im Bereich der Wandflächen der Auftrag mit Sopro SpachtelMörtel leicht SP 466 erfolgen.

Erfahrungsgemäß sind Keller oder Garagen, die in Hochwassergebieten häufiger unter Wasser stehen, bereits beckenartig abgedichtet, vollständig verfliest und zusätzlich mit einem Pumpensumpf ausgestattet. Nach Hochwasserereignissen können solche Räumlichkeiten leichter von Schlammresten gereinigt und über den Pumpensumpf ausgepumpt werden. Sinnvoll ist es, gefährdete Installationen – wie Heizungsanlagen oder die elektrische Verteilung– in höheren Stockwerken einzurichten

Negativabdichtung: das Wasser drückt über das undichte Mauerwerk gegen die von innen aufgetragene Abdichtung
Negativabdichtung: das Wasser drückt über das undichte Mauerwerk gegen die von innen aufgetragene Abdichtung

Zur Abdichtung eignen sich unter anderem kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtungen (PMBC), mineralische Dichtschlämmen (MDS) sowie bitumenfreie Abdichtungen. Diese sind sowohl im Innen- als auch im Außenbereich wannenartig auszuführen. Besonderes Augenmerk ist auf Durchdringungen und sonstige Details zu legen, die in das Abdichtungskonzept einzubinden sind. Auch in Bauteilen, die den Abdichtungsuntergrund bilden, sind Risse nicht völlig vermeidbar und müssen zuvor behandelt werden. Für Ausgleichsarbeiten, Vertiefungen, leere Fugen sowie Verspachtelungen von Rohrdurchführungen können die Produkte Sopro RAM 3® Renovier- & AusgleichsMörtel 454 und Sopro RAP 2® Renovier- & AusgleichsPutz 434 verwendet werden.

Sopro empfiehlt zur Außenwandabdichtung die Sopro ZR Turbo MAXX ZR 618, eine zweikomponentige, mineralische, bitumenfreie und schnell durchtrocknende reaktive Dickbeschichtung, die nach DIN 18533 als Bauwerksabdichtung eingesetzt werden kann. Ihr großer Vorteil liegt darin, dass sie auch unter schwierigen Bedingungen (z. B. feuchter Untergrund, kühle Witterung) und von der Bodenplatte über die Mauerwerkswand und Geländeroberkante hinaus eingesetzt werden kann. Aufgrund ihrer schnellen Durchtrocknung können freigelegte Baugruben zeitnah wieder zugeschüttet werden. Zudem eignet sich die Sopro ZR Turbo MAXX ZR 618 optimal für Sanierungen und kann auf alten Bitumenanstrichen, alten Teerpechanstrichen, Beton oder Mauerwerk aufgetragen werden.

Auch Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) können mit der Dichtungsschlämme abgedichtet werden. Die Abdichtungsschicht auf dem Mauerwerk bleibt bestehen, wird um eine zweite Schutzschicht mit zusätzlichem Dichtband auf dem WDVS ergänzt und mit einem wasserdichten Putz bekleidet. Normativ sollte eine Abdichtung mindestens 30 cm hoch geführt werden. In Hochwassergebieten ist eine höhere Ausführung häufig sinnvoll.

Bauwerksabdichtung mit Sopro ZR Turbo MAXX ZR 618
Bauwerksabdichtung mit Sopro ZR Turbo MAXX ZR 618

Estrichkonstruktionen und Bodenabdichtung

Eine Bodenplattenabdichtung nicht unterkellerter Wohnräume oder höherwertig genutzter Kellerräume verhindert, dass Feuchtigkeit aus der Bodenplatte in den Fußbodenaufbau oder das Rauminnere gelangen kann. Bodenabdichtungen werden dabei üblicherweise als Bahnenabdichtungen unterhalb von Dämmung und Estrich ausgeführt. Bei Hochwassergefährdung mit drückendem Wasser ist der darauf verlegte Estrich zusätzlich abgedichtet. Im Idealfall erfolgt die Abdichtung analog einem Nassraum mit einer mineralischen, flexiblen Dichtschlämme über Wand und Boden im Verbund.

Verbundestriche als robusteste Konstruktion bei Hochwasser. Warum?

Bei der Wahl der Estrichkonstruktion bieten Verbundestriche die robusteste Ausführung im Hochwasserfall, da sie eine kraftschlüssige Verbindung mit dem Untergrund (Betonbodenplatten) eingehen, keine Formveränderungen aufweisen und gegenüber Estrichen auf Trennlage oder Dämmschicht weniger mit Wasser unterlaufen werden können.

Sollte ein Verbundestrich möglich sein, so wird dieser über eine Haftbrücke mit dem Untergrund verbunden und zur höchsten Prävention abgedichtet und verfliest. Die bewährten Schnellestriche Sopro Rapidur® B5 SchnellEstrichBinder 767 und Sopro Rapidur<sup>®</sup> M5 SchnellEstrichMörtel 747 sind dafür bestens geeignet. Diese zementären Spezialestriche können aufgrund ihrer schnellen Erhärtung zügig genutzt und überarbeitet werden.

Verbundabdichtung auf Wand und Boden mit Estrich auf Dämmung
Verbundabdichtung auf Wand und Boden mit Estrich auf Dämmung

Vorgang einer innenliegend angeordneten Negativabdichtung mit anschließender Verfliesung:

  • Reinigen bis auf die saubere Mauerwerksoberfläche; alte Putze etc. sind komplett zu entfernen. Die Abdichtung muss direkten Halt zur Steinoberfläche bekommen, da sie später negativ druckbelastet wird.

  • Saugende Untergründe mit Sopro Grundierung GD 749 vorbehandeln.

  • Fehlstellen in Fugen und Steinen mittels Sopro RAM 3® Renovier- & AusgleichsMörtel 454 auffüllen.

  • Negativabdichtung mit Sopro TurboDichtSchlämme 2-K TDS 823 in zwei Schichten auftragen. In die erste Lage ist Sopro Armierung AR 562 einzubetten.

  • Herstellung einer Zahnung mit Sopro Flexklebern (z. B. Sopro’s No.1 Silver 403, Sopro’s No.1 schnell Flexkleber 404) für das anschließende Verputzen mit Sopro SpachtelMörtel leicht SP 466.

  • 6. Gegebenenfalls vollständige Verfliesung

  • 7. Verfugung (z. B. Sopro FlexFuge plus FL plus, Sopro DF 10® DesignFuge Flex)

Grundlegende Baustoffauswahl

Die Materialauswahl ist ein wichtiger Bestandteil erfolgreicher Abdichtungen und Sanierungen im Innenbereich. Dabei sollten im Innenbereich vorwiegend wasser- und feuchtigkeitsresistente bzw. -unempfindliche Materialien verwendet werden. Auf Holz, PVC, Gips und ähnliche Materialien sollte verzichtet werden, da diese wasser- und feuchteempfindlich sind, sich vollsaugen und in der Folge vermodern oder aufquellen können. Gips ist zwar aufgrund seiner Verarbeitungsvorteile ein beliebter Baustoff, jedoch im Hinblick auf den Hochwasserfall betrachtet als kritisch zu sehen. Zementäre Spachtelmassen/Putze haben hier den Vorteil, da sie auf nassen Untergründen aufgetragen werden und mit eventuellen Durchfeuchtungen problemlos umgehen können.

 Feuchtigkeitsempfindliche Untergründe  (Beispiele)  Feuchtigkeitsunempfindliche Untergründe  (Beispiele)
 Gips und Gipskalkputze  Beton
 Gips-Wandbauplatten  Zement-/Kalkzementputz
 Calciumsulfatgebundene Estriche  Gußasphalt-/Zementstrich
 Holzwerkstoffe  Zementäre Bauplatten/wasserdichte Hartschaumplatten


Porengeschlossene Fliesen (z.B. Feinsteinzeug, Keramik) und zementäre Baustoffe sind äußerst widerstandsfähig gegen Wasser und Feuchtigkeit. Keramische Fliesen haben darüber hinaus hygienische und antimikrobielle Eigenschaften, da die geschlossene Oberfläche (im Innenbereich) keinen Nährboden für Schimmelpilze bildet. Entsprechend finden Fliesen bevorzugt Einsatz in Großküchen, Nassräumen, Schwimmbädern und Badezimmern. Im Hochwasserfall eignen sich Fliesen und zementäre Baustoffe über typische Anwendungsgebiete hinaus; also auch in Wohnbereichen, Kellern und auf der Fassade. Je höher der zu erwartende Bemessungswasserstand, desto mehr empfiehlt sich der Einsatz keramischer Beläge im Innenbereich, da sie gegen eingetretenes, drückendes Wasser mechanisch hoch belastbar sind.

 Vorteile Zement  (Beispiele)  Vorteile Fliesen  (Beispiele)
 Feuchtigkeitsunempfindlich  Langlebig und robust
 Im Nassbereich geeignet  Feuchtigkeitsbeständig
 Spritzwasserabweisend  Einsatz in allen Naßbereichen, auch unter Wasser
 Abriebfest  Leicht zu reinigen und hygienisch
 Universell einsetzbar Schimmelhemmend
 Unempfindlich Hitzebeständig, farbton- und UV-stabil
 Stark belastbar Schadstofffrei
 Hohes Wasserrückhaltevermögen Umweltfreundlich
 Alkalisch und schimmelhemmend Keine Blasenbildung
 Wohngesunder Baustoff Keine Vermoderung
 Kein Aufquellen
 Wohngesunder Baustoff
 Lebensmittelecht

Fazit

Eine durchdachte und sachgerecht konzeptionierte Abdichtung im Außen- und Innenbereich kann aufwendige Sanierungen im Hochwasserfall und auch kleinere Wasser- und Feuchtigkeitsschäden in Zaum halten. Sopro-Systeme mit bewährten Abdichtungsprodukten, bspw. der Sopro ZR Turbo MAXX ZR 618 für den Außenbereich oder der Sopro TurboDichtSchlämme 2-K TDS 823 für Innenraumabdichtungen, bieten im Rahmen eines Abdichtungskonzepts einen optimalen Schutz der Bausubstanzen bei Hochwasser. Etwaige Bemessungswasserstände und Konstruktionen sollten dabei zwingend mit Experten festgelegt werden. Denken Sie außerdem an mobile Hochwasserschutzsysteme und robuste Fenster- und Türenkonstruktionen, die nicht Teil der Sopro Systemlösungen sind.

Alle Sopro-Systeme auf einen Blick entnehmen Sie unserem Hochwasser-Zoom

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